Das neue Jahr ist gerade zwei Wochen alt und uns alle zieht es gefühlt gerade mehr in die Natur als sonst.
Der Bewegungsdrang durch monatelanges Home Office, mangelnde Sozialkontakte oder einfach nur der Wunsch nach frischer Luft im Mief der Alltagssorgen ist groß. Kein Wunder, dass klassische Wintersportgebiete aktuell hoffnungslos überfüllt sind und zeitweise auch gesperrt wurden.
Eine kurze Auszeit draußen ist grundsätzlich aber immer eine gute Wahl. Denn wenn wir uns bewegen, unterstützen wir automatisch die Gehirndurchblutung und damit die Sauerstoffversorgung unserer grauen Zellen. Dadurch können wir die Neubildung von Gehirnzellen vorantreiben, was der Fachmann Neurogenese nennt. In unserer langen naturwissenschaftlichen Geschichte ist das gerade erst einmal etwa 20 Jahre bekannt. Klingt aber spannend, wenn man daran denkt, dass gerade in Schulen Kinder immer noch ewig am gleichen Fleck sitzen und Bewegung generell nur einen Bruchteil ausmacht. Studien zeigen, dass sogenannte exekutive Kontrollprozesse zur Steuerung unseres Denkens und Verhaltens – wie Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität – für den Lernerfolg ausschlaggebend sind. So steuern diese Kontrollprozesse kurzzeitige Speicherung und Verarbeitung von Information und unterstützen unsere Selbstregulation und Selbstreflektion.
Doch wer von uns bewegt sich – gerade zu Pandemiezeiten – noch ausreichend, um notwendige biologische Entwicklungsreize zu setzen, die unser Hirn auf Trab bringen und ein Leben lang halten?
Ein Artikel von Dr. Stefan Voll und Sandra Buuk der Uni Bamberg bestätigt, dass das Gehirn durch seinen Gebrauch in Kombination mit Bewegung geformt wird wie ein Muskel. „Geistige Frische“ ist dadurch bei jedem Lernprozess – ob Schule oder Arbeit – ein sinnstiftender Aspekt und motiviert uns zum „Dranbleiben“ an einer Sache. Konzentration ist dabei das Stichwort.
Die Forscher versuchten in einem vorgeschlagenen Modellprojekt an ausgewählten bayrischen Schulen, die geistige Leistungsfähigkeit über Bewegung zu steigern und nachzuweisen. Die Ergebnisse von Thomas Schmutzler dazu beweisen zwar nicht eindrücklichst, dass Bewegung unserer Konzentration vor allem in jüngeren Jahren nützlich ist. Doch sie unterstreicht alle bis dahin durchgeführten Studien an Grund- wie weiterführenden Schulen. Hoffen wir, dass dies nicht nur eine Eintagsfliege bleibt, sondern nachhaltig ins Schulleben integriert werden kann. Denn während der Pandemiezeit sind immer noch vermehrt Eltern die Lehrer unserer Zukunft.
Was lernen wir daraus? Wenn ihr mal wieder zuviel gesessen haben, nutzt die Pausen- oder Freizeit für eine Runde Spazierengehen oder ungewöhnter Bewegung am Platz. Euer Gehirn wird es euch danken!
Je früher ihr damit anfangt, umso besser.
Mehr zu Studienergebnissen und dem Modellprojekt von 2012 findet ihr unter: Modellprojekt Bewegung zur kognitiven Aktivierung
Dazu die Dissertation von Thomas Schmutzler von 2018 für ganz Neugierige: Dissertation Bewegung zur kognitiven Aktivierung