Welchen Preis hat ein gutes Coaching? Und wieviel sind wir es uns selbst wert – als Angestellte wie als Selbständige?

Der Coaching-Markt boomt und damit die Menge an undurchsichtigen Angeboten. Doch wie kann ich zwischen seriös und unseriös entscheiden? Vor allem dann, wenn ich selbst nicht vom Fach bin? Fragen? Mutmaßen? Auf Empfehlungen setzten?

Folgende Aspekte hier zur Wiederholung, zur Vertiefung oder als neue Erkenntnis:

  1. Vertraue dem Angebot am ehesten, wozu Dein Bauchgefühl „ja“ sagt. Lass Dich nicht überreden!
  2. Vertraue den Angeboten eher, die Freunde oder Bekannte von Dir schon genutzt haben und zufrieden herausgegangen sind. Referenzen sind immer ein guter Maßstab, wenn möglicherweise auch nicht bis ins letzte Detail Dein eigener.
  3. Sei skeptisch bei Angeboten, die Dir irgendwelche Lösungen versprechen, die an horrende Geldsummen oder künstliche Verknappung gekoppelt sind.
Aber jetzt zum Wert. Was darf ein Coaching kosten?

Also eine Coachingstunde. Und warum schnüren manche Coaches Pakete von mehreren Stunden? Und darf ein Akademiker mehr verlangen als ein Coach mit Gesellenbrief?

Seien wir ehrlich: wenn wir praktisches Know-How vom Bildungsgrad abhängig machen, dann sähe die Welt auf Dauer wohl recht armselig aus. In meiner Ausbildung bei Sabine Asgodom lag das Mindestalter bei 35 Jahren. Warum? Ganz einfach. Bis zu dieser Zeit ist jeder von uns im Normalfall durch seine Sturm und Drang-Phase hindurch, hat idealerweise schon ein paar Arbeits- und damit Erfahrungsjährchen im Gepäck und auch mit der Lebenserfahrung schaut es in der Regel schon ganz gut aus. Was nicht bedeutet, dass im jüngeren Alter nicht eines von beiden Kriterien auch schon gegriffen haben darf. Dafür hat sich die Ausbildungsleitung die Mühe gemacht und hat jeden Interessenten eine Stunde im lockeren Gespräch über seine Beweggründe interviewt. Und damit auch Möglichkeit eröffnet für Ausnahmen.

Fazit Nr. 1

Ein akademischer Grad ist (aktuell) nicht die Grundlage für eine Coaching-Ausbildung und es wäre durchaus schade, wenn das so kommt. Lebenserfahrung in Unternehmen oder privatem Umfeld können genauso prägen und unseren Weg und Wunsch zur Unterstützung anderer Menschen leiten. Solange wir selbstreflektiert sind und in der Ausbildung und nachfolgenden Praxis bereit sind dazuzulernen, steht einem guten Coach-Dasein nichts im Weg.

Was darf Coaching denn nun kosten?

Ein Selbständiger drückt aktuell wie jeder Angestellte etwa die Hälfte seines Umsatzes an Vater Staat ab. Heißt: wenn 100 €/h eingenommen werden, bleiben am Ende etwa 50 € übrig. Das liegt an der Kombination von Einkommenssteuer (analog Angestellte), Umsatzsteuer und ggf. Gewerbesteuer bei Kombi-Berufen. Im Vergleich dazu steuert der Angestellte, je nach Bruttogehalt, einen Betrag zwischen 14 % und 42 % zum Bundeshaushalt bei. Reichensteuer lassen wir hier mal außenvor. Was beim Selbständigen dann noch fehlt, sind Krankenkasse, Rentenversicherung & Co, die beim Angestellten der Arbeitnehmer übernimmt. Somit kann man sich langsam ein wenig vorstellen, was eine Stunde Selbständigkeit – insbesondere für Einzelkämpfer – bedeutet. Um zur Rechnung vom Anfang zurückzukommen, bedeuten damit 100 €/h Umsatz weit weniger als 50 € Gewinn. Die dann wiederum auch noch für Rücklagen genutzt werden sollten.

Und damit zurück zum Wert. Ein Alleinunternehmer kann sich im Vollerwerb mit Stundensätzen unter 100 € kaum rentabel halten. Das gilt für Gewerbetreibende fast noch mehr als für Freiberufler. Ich persönlich nenne das: Hobby. Oder unter 60 €/h auch Dumpingpreise. Was völlig in Ordnung geht. Wenn dann dahinter aber eine Familie zum Ernähren steckt, sieht das schon anders aus. Daher empfinde ich Stundensätze von 150 €/h bei Umsatzsteuerpflicht als absolut fair. Bei Kleingewerbe-Anmeldung fällt die 19 % Umsatzsteuer (die Mehrwertsteuer) weg. Und das gehört für den Kunden auch so ausgewiesen. Das hat auch etwas mit transparentem Wert zu tun.

Fazit Nr. 2

Unter 100 €/h verkauft sich das Gegenüber je nach Ausbildungs- und Erfahrungsstand unter Wert, ab etwa 300 €/h rechnet mit einem Vollprofi oder mit Coaches mit vollen Auftragsbüchern. Oder einem Scharlatan. Letzteres klärt vorher unbedingt ab!

Letzter Punkt: Coaching-Pakete.

Warum tun Coaches das?

  • um längerfristige Kundenbindung erzeugen (was nicht zwingend negativ ist)
  • um Wahlfreiheit bei mehreren Angeboten erzeugen (meistens drei verschiedene Pakete)
  • Wer würde nicht gern erfahren, wie es dem Gegenüber ergangen ist und ihn gern länger beim Wachstum begleiten? Und ob fruchtet, was man mitgestaltet hat?

Doch warum tun wir uns nun so schwer, vermeintlich viel Geld für Persönlichkeitsentwicklung, Treffen schwieriger Entscheidungen oder Aufrollen von Gefühlen bei fremden Menschen auszugeben? Und tun uns im Vergleich dazu aber verdammt leicht, das neueste Handy, die tollsten Schuhe oder einen irrsinnig teuren Konzertbesuch zu bezahlen? Das erkläre ich euch gern im nächsten Blogartikel!