Natur und Wald gelangen zunehmend in den Fokus von Wellness- und Gesundheitstrends. Da die aktuelle Studienlage belegt, dass Natur und Wald uns Menschen guttun, springen Gesundheitsenthusiasten auf den Trend-Zug auf und latschen munter querfeldein durch Wälder und über Wiesen. Das Ganze am liebsten in Gruppe ohne vorab Jemanden darüber informiert, geschweige denn um Erlaubnis gebeten zu haben. Aber halt: ist das wirklich so?
Vergangene Woche fand das Online-Symposium „Wald und Gesundheit“ der TU München und der LMU München statt, um genau diesem Thema auf die Spur zu kommen.
Im Rahmen des Projektes „Waldnutzung zu Gesundheitszwecken – Beobachtung und Analyse aktueller Entwicklungen für die strategische Positionierung forstlicher Akteure“ hatte sich zum Symposium ein buntgemischter Haufen unterschiedlicher Interessen eingefunden. Dabei unter Anderem: das bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Revierförster, Waldpädagogen, Wald-Gesundheitstrainer und Mitarbeiter verschiedenster Lehrstühle zu Wald und Gesundheit der Münchener Universitäten.
Ziel hier: Das Trendthema „Wald zu Gesundheitszwecken“ anhand von Fachvorträgen näher zu beleuchten und hinterher in Kleingruppen in offenen Austausch zu gehen.
Denn Auftrag des gegenwärtigen Forschungsvorhabens ist es, den aktuellen Trend zu analysieren und vor allem den „betroffenen“ Akteuren der Forstbranche Instrumente an die Hand zu geben, diesem zu begegnen. Das öffentliche Interesse an Natur hat sich zuletzt verstärkt und wird zunehmend positiver empfunden – zusätzlich intensiviert durch die letzten zwei Jahre. Hier könnten daher durch zielgerichtete und transparente Kommunikation auch die Schutzziele zum Wald davon profitieren.
Auf der Basis einer intensiven Analyse wird nun für forstliche Akteure wie die Bayerische Forstverwaltung, Bayerische Staatsforsten, Privatwaldbesitzer, waldbesitzende Gemeinden, Waldbesitzerverbände usw. ein Leitfaden erstellt. Endlich, so möchte man meinen. Denn den DSGVO-Dschungel zu ordnungsgemäßem Kontakt durchsteigt auch ein Williger nur schwer.
Im Mittelpunkt stehen daher Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Kooperation mit der Gesundheitsbranche und Werkzeuge für die Öffentlichkeitsarbeit. Dadurch wird eine strategische Positionierung der forstlichen Akteure im Umfeld Wald und Gesundheit ermöglicht und „der gesetzlich geforderte Ausgleich zwischen den Belangen der Allgemeinheit und Waldbesitzern erleichtert“. Was das in Summe wirklich bedeutet, ist bisher nicht transparent. Umsonst werden Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit wohl aber eher weniger sein. Aber wenn es dem Wald helfen kann, dass sich zumindest die waldnutzenden Akteure mehr ihrer Verantwortung im Wald bewusst sind? Und Kontakt zu den Interessensparteien suchen, wie in den Ausbildungen gelehrt? Und erfragen, wo gelatscht werden darf und wo nicht? Sofern es im Sinne der DSGVO möglich ist, Kontaktdaten zum Gegenüber zu erhalten?
Wir werden sehen, wie es für das pilotierende Bayern ab 2022 weitergeht und ob Besserung in Sicht ist. Denn das Projekt findet Ende diesen Jahres seinen Abschluss und es ist im Zuge dessen schon Eines durchgesickert. Jeder, der den bayrischen Wald in Zukunft beruflich nutzen will und kein Waldbesitzer ist, wird zumindest für die Staatsforsten einen festgesetzten Betrag zahlen. Gehen wir in diesem Fall davon aus, dass der zu leistende Beitrag dann dorthin fließt, wo er hingehört: in den Wald. Für eine bestmögliche Kooperation mit dem, was uns gut tut.
Nachlesen könnt ihr die aktuelle Studienlage zur Gesundheitsförderung „Wald“ zum Beispiel im Buch „Waldtherapie“ von Angela Schuh und Gisela Immich oder in meinem ersten Blogartikel zum Waldbaden.